Konzept für Workaholics oder Arbeitsmuffel?
In der Jogginghose von zuhause aus arbeiten? Homeoffice wird bereits seit Jahren immer wieder diskutiert, wobei sich Gegner und Befürworter teilweise an verhärteten Fronten gegenüberstehen. Dabei zeigt sich eine generelle Tendenz der Arbeitnehmer für das Arbeiten vom Schreibtisch zuhause.
Modern Workplaces, flexible Arbeitszeiten und Self-Management sind nur einige der aktuellen Schlagwörter, wenn es um den modernen Arbeitsplatz geht. Dazu zählt auch das viel diskutierte Homeoffice. Ein gängiges Vorurteil ist beispielsweise, anstatt zu arbeiten, stundenlang Filme anzuschauen. Kritiker hingegen beanstanden, dass Arbeitnehmer zu Hause, statt zu wenig, deutlich mehr Arbeit leisten als im Büro. Die Relevanz des Homeoffice wurde auch bereits in der Politik bezüglich eines Vorstoßes, einen gesetzlichen Anspruch auf Homeoffice zu schaffen, verhandelt. Bislang bleibt es noch bei der Idee, jedoch gehen die Entwicklungen in Richtung eines heimischen Büros.
Vorteile des Homeoffice
Ein häufiges Missverständnis in Bezug auf die Arbeit von zuhause aus ist der Unterschied zwischen den Begriffen Homeoffice und „mobile Telearbeit“. Als Homeoffice bezeichnet der Gesetzgeber einen fest eingerichteten Bildschirmarbeitsplatz im Privatbereich der Angestellten. Für die „mobile Telearbeit“ gibt es hingegen keine gesetzliche Definition. Allgemein wird darunter eine flexible Gestaltung von Arbeitszeit sowie -Ort verstanden. Ein Beispiel dafür sind sogenannte Coworking Spaces.
Dabei gibt es in vielen Unternehmen bereits die Möglichkeit des Homeoffice. Das bestätigt eine Studie des Bitkom, dem Bundesverband Informationswirtschaft, Telekommunikation und neue Medien e.V., demnach bieten 39 Prozent der befragten Unternehmen ihren Mitarbeitern an, auch von zuhause aus zu arbeiten. Zudem erwartet jedes zweite Unternehmen einen steigenden Anteil an Homeoffice-Mitarbeitern.
Einer der größten Vorteile des heimischen Büros ist die Ruhe. Denn im Gegensatz zum Büro, wo ein genereller Grundlärmpegel herrscht und es oft schwerfällt, sich ungestört eine längere Zeit auf ein Projekt zu konzentrieren, gelingt dies alleine zuhause am Schreibtisch besser.
Ein weiterer Pluspunkt ist der Arbeitsweg. Diese Annahme belegt auch der „Glücksatlas 2018“, eine Studie der Universität Freiburg im Auftrag der Deutschen Post. Der Umfrage zufolge sind die drei Viertel der Befragten, die täglich 40 Minuten oder länger zu ihrem Arbeitsplatz pendeln, von ihrem Arbeitsweg genervt.
So gelingt Homeoffice
Trotz der genannten Vorteile bleibt die Kritik am heimischen Büro. Dabei können genaue Arbeitsanweisungen und Strukturen beiden Parteien dabei helfen, einen Nutzen aus dem Homeoffice zu ziehen. Ein allgemeines Problem bei der Arbeit zuhause stellen jedoch die Pausen dar. Viele Arbeitnehmer neigen dazu, zuhause keine Pausen zu machen und lieber etwas zu essen, während sie ihre E-Mails checken. Pausen sind jedoch wichtig, um wieder konzentriert arbeiten zu können. Führungskräfte sollten ihre Mitarbeiter daher bereits im Vorfeld ermahnen, die vorgeschriebenen Pausen auch einzuhalten.
Ein weiterer Kritikpunkt ist die Vermischung von Beruflichem und Privaten. In Anbetracht der derzeitigen Entwicklungen macht sich bereits ein Verschwinden dieser Grenzen merkbar. Denn moderne Arbeitnehmer wollen ihren Alltag immer flexibler gestalten, um auf individuelle Herausforderungen wie Kinderbetreuung oder Termine reagieren zu können. Aber wer mittags den Einkauf erledigt oder mit seinem Kind spielt, setzt sich dafür abends noch für einen Moment an den heimischen Computer.
Ein gängiges Vorurteil des Homeoffice ist, dass Mitarbeiter zu Hause gar nicht wirklich arbeiten. Da Führungskräfte nicht sehen können, welche Arbeit sie wirklich leisten, sollten Angestellte beispielsweise durch regelmäßige Meetings ihren Chef davon in Kenntnis setzen, an welchem Punkt des Arbeitsprozesses sie sich gerade befinden. Die Realität sieht jedoch oft anders aus. Denn anders als wie von vielen Kritikern bemängelt, leisten Angestellte im Homeoffice häufig sogar noch mehr Arbeit, da sie das Gefühl haben, besonders effizient arbeiten zu müssen. Zudem denken viele Arbeitnehmer auch nach Feierabend, auf ihre E-Mails reagieren zu müssen. Gleichzeitig motiviert Homeoffice Mitarbeiter häufig, wesentlich mehr zu leisten, da sie das Gefühl haben, selbstbestimmter zu arbeiten und sich ihre Zeit individuell einteilen zu können.
Jedoch ermahnt ein Urteil des EuGH Unternehmen, die Arbeitszeiten ihrer Mitarbeiter genau zu erfassen. Welche Konsequenzen das für das Konzept Homeoffice hat, wird sich noch herausstellen.